Die „Stop Killing Games“-Initiative hat Ubisoft spürbar in Erklärungsnot gebracht. Zwar verteidigt sich das Unternehmen, zeigt aber auch zaghaft Bereitschaft zum Umdenken.
Die „Stop Killing Games“-Initiative hat Ubisoft spürbar in Erklärungsnot gebracht. Zwar verteidigt sich das Unternehmen, zeigt aber auch zaghaft Bereitschaft zum Umdenken.
Es war ein digitales Beben im Dezember 2023: Ubisoft stellte die Server des Online-Racers The Crew (2014) ab - und mit einem Schlag war das Spiel nicht mehr nutzbar. Kein Login, kein Rennen, kein gar nichts. Für viele Spieler fühlte sich das an, als hätte ihnen jemand das gekaufte Spiel aus dem Regal gezogen und angezündet.
Der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten. Besonders, da Ubisoft sich dabei auf eine simple Wahrheit berief: Ihr habt das Spiel nie wirklich „besessen“. Es war eher so etwas wie ein sehr langfristiges Mietverhältnis mit Kündigungsklausel.
Diese Praxis stieß vielen sauer auf - so sehr, dass die europäische Bürgerinitiative „Stop Killing Games“ gegründet wurde. Ihr Ziel: Gesetzlich verhindern, dass Spiele mit Serverabschaltung gleich komplett unspielbar werden. Stattdessen sollen Publisher verpflichtet werden, wenigstens Offline-Modi bereitzustellen.
Im Jahr 2025 hat die Petition über eine Million Unterschriften gesammelt und wird inzwischen sogar vom Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments unterstützt. Der Druck auf die Publisher wächst – allen voran auf Ubisoft.
https://2playerz.de/p/stop-killing-games-eu-vizeprasident-unterstutzt-petition-gegen-das-digitale-vergessen
Im Rahmen einer Aktionärsversammlung äußerte sich nun Ubisoft-CEO Yves Guillemot zur Thematik. Die Reaktion? Zurückhaltend, aber nicht grundsätzlich ablehnend.
„Jedes Mal, wenn wir ein Spiel veröffentlichen, stellen wir eine Menge Unterstützung bereit“, so Guillemot. „Wir bieten viele Dienste, um sicherzustellen, dass es 24/7 spielbar bleibt.“
Ein bisschen PR-Sprech, ein bisschen Realismus - aber auch ein paar konkrete Verteidigungsversuche. Etwa der Verweis darauf, dass The Crew bereits auf der Verpackung mit einem Hinweis versehen war: Online-Verbindung erforderlich. Und im Kleingedruckten stand natürlich auch: Zugriff auf Online-Funktionen kann mit 30 Tagen Vorankündigung beendet werden.
Guillemot erinnerte außerdem an die Ein-Euro-Aktion für The Crew 2, bei der Käufer des Originalspiels den Nachfolger fast geschenkt bekamen:
„Es ist nicht viel Geld, um ein Spiel weiterspielen zu können“, sagte er.
Ein großzügiger Akt der Kulanz? Oder nur ein Versuch, den digitalen Flurschaden zu begrenzen? Die Meinungen gehen auseinander.
Immerhin: Der Ubisoft-Chef erkennt an, dass dieses Problem branchenweit existiert:
„Alle Publisher stehen vor diesem Problem. Man bietet einen Dienst an - aber nichts ist ewig. Irgendwann endet der Support.“
In dieser Aussage steckt eine unbequeme Wahrheit: Spiele mit Online-Zwang sind letztlich vergänglich. Nicht weil sie schlecht wären, sondern weil ihre technische Infrastruktur irgendwann veraltet oder wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist.
https://2playerz.de/p/the-crew-4-insider-bestatigt-neue-plane-fortsetzung-kommt
Ganz unbelehrbar ist man bei Ubisoft aber offenbar nicht. Nach heftiger Kritik kündigte der Publisher an, für The Crew 2 und The Crew: Motorfest künftig Offline-Modi nachzureichen - ein bemerkenswerter Schritt in die richtige Richtung.
„Viele Tools werden nach 10 oder 15 Jahren obsolet. Sie sind dann nicht mehr verfügbar. Deshalb veröffentlichen wir eine neue Version“, erklärte Guillemot. „Aber das ist ganz klar ein weitreichendes Problem, und wir arbeiten daran.“
Ein Eingeständnis, dass digitale Spiele ein Ablaufdatum haben und der erste zaghafte Versuch, sich wenigstens um eine digitale Mindesthaltbarkeit zu bemühen.
Bleibt zu hoffen, dass aus Worten auch Taten folgen und dass Publisher künftig nicht nur ihre Online-Dienste, sondern auch ihre Verantwortung gegenüber den Spielern ernst nehmen.
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