Der ehemalige Xbox-Manager Greg Canessa lobt den Game Pass aus Spielersicht, stellt jedoch die wirtschaftliche Tragfähigkeit infrage. Seine Lösung: weniger Blockbuster, mehr Spiele mit kleineren Budgets.
Der ehemalige Xbox-Manager Greg Canessa lobt den Game Pass aus Spielersicht, stellt jedoch die wirtschaftliche Tragfähigkeit infrage. Seine Lösung: weniger Blockbuster, mehr Spiele mit kleineren Budgets.
Greg Canessa war lange Zeit Teil des Xbox-Teams und hat unter anderem bei der Entwicklung von Xbox Live Arcade mitgewirkt. In einem Gespräch mit IGN sprach er nun offen über seine Gedanken zum Xbox Game Pass, dem beliebten Abo-Dienst von Microsoft. Dabei zeigt er sich als Spieler begeistert, aber als Manager skeptisch.
„Ich bin zwiegespalten“, sagte er. „Ich sehe das Ganze aus zwei Blickwinkeln: aus Sicht des Spielers und aus Sicht des Geschäfts.“
Zuerst zur positiven Seite: Aus Konsumentensicht hält Canessa den Game Pass für ein fantastisches Angebot. Er lobt vor allem die Flexibilität und Bequemlichkeit, die das Modell bietet.
Als Familienvater mit wenig Zeit freut er sich darüber, dass er große Spiele wie Avowed oder South of Midnight erst einmal anspielen kann, bevor er viele Stunden investiert. Titel mit 70, 80 oder sogar 100 Spielstunden seien nicht immer leicht in den Alltag zu integrieren, hier helfe das Abo enorm.
Auch Funktionen wie Xbox Play Anywhere, die das Spielen auf verschiedenen Geräten ermöglichen, sieht er als klaren Pluspunkt. Sie machen es einfach, zwischen PC und Konsole zu wechseln, ein echter Komfortgewinn für viele Nutzer*innen.
https://2playerz.de/p/xbox-game-pass-mehr-als-35-millionen-abonnenten-und-microsoft-schweigt-charmant-weiter
Ganz anders klingt es, wenn Canessa die wirtschaftliche Seite beleuchtet. Hier zeigt er sich besorgt über die Rentabilität des Game Pass, vor allem bei teuren AAA-Produktionen. Er bezeichnet das Modell als eine „kühne Wette“: Microsoft investiert Milliarden in Übernahmen, um die besten Inhalte anzubieten, doch wie lange kann das gutgehen?
Seiner Einschätzung nach wird es schwierig, das Modell auf Dauer profitabel zu gestalten, wenn man gleichzeitig versucht, große Blockbuster-Titel im Abo anzubieten. Produktionen mit mehr als 400 Millionen Dollar Budget passen einfach nicht zu einem Modell, bei dem viele Inhalte für eine monatliche Pauschale angeboten werden.
https://2playerz.de/p/xbox-game-pass-millioneninvestitionen-fur-aaa-titel
Ein großes Problem sieht Canessa in der Marktentwicklung. Heute dominieren Spiele wie Fortnite, Roblox oder Apex Legends den Alltag vieler Spieler*innen. Laut Marktanalysen entfällt etwa die Hälfte der gesamten Spielzeit auf nur zehn große Titel, meist Live-Service-Games.
Was bedeutet das? Ganz einfach: Der Großteil der Spielzeit fließt in wenige, bereits erfolgreiche Spiele. Neue Titel, selbst große AAA-Spiele haben es schwer, Aufmerksamkeit zu bekommen. Und das wird zum Problem für ein Abo-Modell, das auf ständiger Neuerung basiert.
Canessa hat nach eigener Aussage rund 15 Jahre lang Abo-Modelle analysiert. Seine klare Einschätzung: Der Xbox Game Pass müsste mehrere hundert Millionen Abonnenten erreichen, um langfristig tragfähig zu sein. Er nennt die Zahl von 500 Millionen, um das Modell wirklich skalieren zu können.
Doch daran zweifelt er stark: Im Gegensatz zu Netflix sei der Game Pass nur für Gamer gedacht, also eine deutlich kleinere Zielgruppe. Seine Worte:
„Es ist nicht Netflix. Es ist nicht eure Großmutter. Es ist ein Gamer, richtig? Es ist anders.“
Trotz aller Bedenken nennt Canessa auch eine mögliche Lösung. Für ihn liegt die Zukunft des Game Pass nicht in teuren Blockbustern, sondern in kleineren und mittelgroßen Spielen.
Solche Produktionen kosten weniger, benötigen kein riesiges Marketingbudget und lassen sich viel besser in das Abo-Modell integrieren.
„Wenn man Blockbuster mit 400 Millionen Dollar ins Abo packt, bricht das Modell zusammen“, sagt Canessa klar.
Stattdessen könnten Spiele mit kreativen Ideen, geringeren Produktionskosten und kürzeren Entwicklungszeiten eine sinnvolle Alternative darstellen, nicht nur für Microsoft, sondern für die ganze Branche.
Diese Seite verwendet Cookies um das Nutzererlebnis zu steigern.
Kommentare: 0