Hangar 13 liefert diesmal keine halbgare Open-World-Sandkiste, sondern eine kompromisslos lineare Mafia-Saga, die sich wie ein verlorenes Kapitel zwischen Coppolas Der Pate und Scorseses Casino einfügt. Was dabei rauskommt erfahrt ihr hier.
Hangar 13 liefert diesmal keine halbgare Open-World-Sandkiste, sondern eine kompromisslos lineare Mafia-Saga, die sich wie ein verlorenes Kapitel zwischen Coppolas Der Pate und Scorseses Casino einfügt. Was dabei rauskommt erfahrt ihr hier.
2025 ist jetzt schon ein Jahr für die Geschichtsbücher - zumindest in der Welt der Videospiele. Wir hatten tränenrührende Walking Sims, die selbst die härtesten Zocker weichgekocht haben, und J-RPGs, die mit ihrer stilistischen Brillanz wie aus einer anderen Dimension wirkten. In dieser Champions League muss sich auch Mafia: The Old Country behaupten - und, so viel vorweg, es schlägt sich verdammt gut.
Die Geschichte beginnt im Sizilien der frühen 1900er - und ja, es gibt auch eine sizilianische Sprachausgabe, auch wenn die Lippen nicht synchron mitlaufen. Probiert es mal aus, es lohnt sich.
Ihr spielt Enzo Favara, einem jungen Minenarbeiter mit großen Träumen, der über Umwege in den Fängen der Torisi-Familie landet. Was anfangs nach harmlosen Botengängen aussieht, wird schnell zum Abstieg in die Unterwelt - flankiert von seinem loyalen Mentor Luca, dem hitzköpfigen Kumpel Cesare und einer verbotenen Liebe zu Isabella.
Anders als die bisherigen Mafia-Teile setzt The Old Country stark auf emotionale Bindungen, bevor die Schüsse fallen. Das erste Drittel ist fast schon wie eine italienische Soap Opera, nur dass hier irgendwann garantiert jemand im Weinkeller erschossen wird.
Enzo reiht sich nahtlos neben Tommy Angelo und Vito Scaletta (aus Mafia 1 und 2) ein. Moralisch standhaft, aber in einem Geschäft, in dem Moral nichts wert ist. Seine Dualität macht ihn spannend: Auf der einen Seite der verliebte junge Mann, der für Isabella alles riskiert, auf der anderen Seite der Soldat, der für Don Torisi blutige Rechnungen begleicht.
Diese Spannung hält die Story bis zum bitteren Ende am Kochen. Ihr dürft euch auf eine letzte Aktwende freuen, die Spieler*innen ähnlich spalten könnte wie das Finale von The Last of Us Part II.
Vergesst sinnlose Sammelquests und unzählige Fragezeichen auf der Karte. The Old Country ist wieder streng linear, die offene Welt dient nur als stimmungsvolle Kulisse, aber was für eine! Valle Dorata und das neu interpretierte San Celeste sind in Unreal Engine 5 prachtvoll in Szene gesetzt.
Technisch läuft’s solide. Kleinere Bugs (wie etwa merkwürdige Lichtkanten in Dialogen) trüben das Bild, sind aber weit entfernt von Game-Breaker-Territorium.
Die Gunplay-Mechanik ist deutlich knackiger als in den Vorgängern, fast schon Max Payne-Feeling, nur ohne Bullet Time. Wer will, kann Missionen im Stealth-Modus angehen, aber wehe, ihr werdet entdeckt, dann hagelt’s Blei. Auf „Schwer“ wird die KI aggressiver, flankiert euch und zwingt euch, ständig in Deckung zu bleiben.
Mafia: The Old Country bietet drei Schwierigkeitsgrade: Leicht, mittel und schwer, sowie eine kleine aber feine Auswahl an Accessibility-Optionen.
Neu sind Messerduelle, inklusive Parieren, Ausweichen und gezielten Angriffen. Noch etwas hakelig, aber in Bosskämpfen clever inszeniert, oft mit filmreifen Übergängen in Schießereien oder Verfolgungsjagden.
The Old Country ist kein simples Gangster-Shooter-Revival, sondern eine präzise komponierte Mischung aus Charakterdrama und Crime-Epos. In 14 straff inszenierten Kapiteln liefert Hangar 13 eine Mafia-Geschichte, die sowohl langjährige Fans als auch Neulinge packt. Mit Momenten, die mal wie eine tragische Liebesnovelle wirken, mal wie eine unbarmherzige Abrechnung unter Männern.
Keine Open-World-Ablenkung, keine überflüssigen Sammelaufgaben - nur pure, konzentrierte Mafia-Atmosphäre. Wer auf emotionale Storys, gut geschriebene Figuren und eine Prise filmische Brutalität steht, sollte diesem Angebot nicht widerstehen.
✅ Fesselnde Story mit emotionalen Höhepunkten und einer letzten Aktwende, die lange im Gedächtnis bleibt ✅ Charakterstarke Hauptfigur - Enzo Favara mit glaubwürdiger moralischer Zerrissenheit ✅ Filmreife Inszenierung zwischen Der Pate und Casino ✅ Kompromisslos lineares Storytelling ohne Sammelquest-Ballast ✅ Wunderschön gestaltete Kulissen in Unreal Engine 5 (Valle Dorata & San Celeste) ✅ Knackiges Gunplay - mit optionalem Stealth und spannenden Messerduellen ✅ Solide Performance ✅ Deutsche Synchronisation ✅ Drei Schwierigkeitsgrade |
❌ Messerduelle noch etwas hakelig in der Steuerung ❌ Kleinere Grafikbugs (Lichtkanten, Clipping in Zwischensequenzen) ❌ Fehlende Neben-Aktivitäten ❌ Relativ kurze Spielzeit +/- 15 Stunden mit ca. 14 Kapiteln für Story-Puristen |
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