Neue Konsole, neues Kart, neues Chaos. Mit Mario Kart World für die Switch 2 tritt Nintendo endlich wieder aufs Gas – und liefert elf Jahre nach Mario Kart 8 einen neuen Hauptteil ab. Die große Neuerung: eine halboffene Welt.
Neue Konsole, neues Kart, neues Chaos. Mit Mario Kart World für die Switch 2 tritt Nintendo endlich wieder aufs Gas – und liefert elf Jahre nach Mario Kart 8 einen neuen Hauptteil ab. Die große Neuerung: eine halboffene Welt.
Im Kern ist Mario Kart World zunächst genau das, was man erwartet: ein weiteres Mario Kart. Bekannte Gesichter aus dem Pilzkönigreich liefern sich halsbrecherische Rennen, fliegen mit Gleitflügeln durch die Lüfte, schleudern Schildkrötenpanzer, weichen Bananenschalen aus und driften elegant um die Kurven – alles, um diese süßen Turboboosts zu kassieren.
Und ja, wer im Grand Prix oder dem reduzierten Schlachtmodus unterwegs ist, fühlt sich zunächst wie in einem grafisch aufgemotzten Mario Kart 8 Deluxe. Doch ein Blick unter die Haube zeigt: Hier hat Nintendo deutlich mehr gemacht als nur am Lack zu kratzen.
Die auffälligste Änderung: Statt 12 donnern nun 24 Fahrer gleichzeitig über die Pisten – online wie offline. Die Strecken wurden zwar verbreitert, um dem Verkehrschaos entgegenzuwirken, doch vor allem online artet das Geschehen oft in purem Item-Wahnsinn aus.
Rote und blaue Panzer, Piranhapflanzen, Blitze, Feuerbälle und Tintenschwärze – alles doppelt so häufig, doppelt so nervenzehrend. Wer vorn liegt, kann in wenigen Sekunden auf Platz 24 durchgereicht werden. Wer hinten ist, hat manchmal Glück – aber selten Kontrolle. Der Arcade-Wahnsinn war schon immer Teil der DNA der Reihe, doch so sehr wie in Mario Kart World fühlte sich das Spiel noch nie wie ein glückslastiger Crashkurs in Chaosphysik an.
Die namensgebende "World" im Titel spielt auf die neue Open-World-Struktur an – zumindest halbwegs. Die Strecken sind nicht mehr isoliert, sondern in größere Themenwelten eingebettet. Im Modus Freies Fahren darf man die Welt sogar ganz ohne Ladepausen erkunden – ein echter Fortschritt!
Aber: Forza Horizon ist das hier nicht. Abseits von ein paar Münzen und kurzen P-Herausforderungen gibt es wenig zu tun. Die große Welt ist eher atmosphärisches Beiwerk als echtes Spielrevier. Nach ein paar Runden im Sandkasten zieht es einen dann doch lieber wieder zurück auf die Rennstrecke.
Und genau dort entfaltet Mario Kart World seine wahre Stärke – vor allem im neuen Modus K.O.-Tour. 24 Fahrer starten gemeinsam, an jedem der fünf Checkpoints fliegen die letzten vier raus – bis zum dramatischen Showdown der besten vier.
Dieser Modus ist ein Adrenalincocktail mit Panzerbeilage, bei dem jeder Platz zählt und kein Trick zu schmutzig ist. Hier fühlt sich das aufgebohrte Fahrerfeld erstmals wirklich sinnvoll an – ein irrwitziger Nervenkitzel, bei dem der Puls nie unter 180 sinkt. Für viele dürfte allein dieser Modus den Kauf rechtfertigen.
Der Schlachtmodus – einst einer der Publikumslieblinge – wurde leider zurechtgestutzt. Übrig geblieben sind lediglich Ballon- und Münzenkampf. Klassiker wie Räuber und Gendarm fehlen (noch). Man darf hoffen, dass Nintendo hier per Update nachliefert. Aktuell bleibt der Modus aber eher eine launige Beilage als Hauptgang.
Optisch orientiert sich Mario Kart World klar am Vorgänger – was nicht schlecht ist. Dank der Power der Switch 2 glänzen die Strecken in knackiger Auflösung, bieten mehr Details, hübschere Wettereffekte und neue Dynamik: Dreck spritzt, Explosionen erzeugen Wellen, Wetterumschwünge sorgen für neue Herausforderungen. In der Dinowelt stapft ein T-Rex durchs Bild, anderswo taucht ein Sandwurm auf – Nintendo hat den Pisten Charakter eingehaucht.
Auch die Animationen sind wieder ein Highlight, vor allem die Mimik der Fahrer*innen. Der neue Fotomodus erlaubt es, diese Momente stilvoll festzuhalten – perfekt für alle, die gern ihren Sieg mit Stil dokumentieren.
Individualisierung wurde etwas zurückgefahren: Statt eigener Tuningteile gibt’s nun eine Vielzahl vorgefertigter Fahrzeuge. Neue Autos und Fahrer schaltet man durch Münzen und Fahrzeit frei. Dafür darf man nun an bestimmten Stellen grinden oder an Wänden entlangbrettern – Tony Hawk lässt grüßen.
Praktisch: Items werden automatisch hinter dem Kart gehalten, ohne Knopfdruck. Und die Itemboxen regenerieren sich deutlich schneller – kleine, aber sinnvolle Komfortverbesserungen.
Mario Kart World ist kein radikaler Neustart – und will es auch nicht sein. Die Open-World-Elemente sind nett, aber (noch) kein Gamechanger. Die K.O.-Tour hingegen ist ein absoluter Volltreffer und bringt frischen Schwung auf die Strecke. Die Mischung aus gewohntem Chaos, cleveren Detailverbesserungen, bombastischer Präsentation und kleinen spielerischen Mutproben ergibt ein rundes Gesamtpaket, das jeden Fan der Reihe abholt – auch wenn es in manchen Bereichen noch Luft nach oben gibt.
Release: 5. Juni 2025
Plattform: Nintendo Switch 2
Preis: UVP 80 Euro
Online-Modi: erfordern kostenpflichtiges Nintendo Switch Online-Abo
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