Etwa 9.000 Mitarbeiter weltweit haben diese Woche ihren Arbeitsplatz bei Microsoft verloren. Öl ins ohnehin schon lodernde Feuer goss nun ausgerechnet ein Xbox-Manager mit einem „wohlmeinenden“ Ratschlag, der alles andere als gut ankam.
Etwa 9.000 Mitarbeiter weltweit haben diese Woche ihren Arbeitsplatz bei Microsoft verloren. Öl ins ohnehin schon lodernde Feuer goss nun ausgerechnet ein Xbox-Manager mit einem „wohlmeinenden“ Ratschlag, der alles andere als gut ankam.
Matt Turnbull, Executive Producer bei den Xbox Game Studios und einst beteiligt an Forza Motorsport 4, wendete sich auf LinkedIn an die entlassenen Kollegen – und trat dabei kräftig ins Fettnäpfchen. In einem mittlerweile gelöschten Beitrag empfahl er den Betroffenen ernsthaft, ChatGPT oder Microsoft Copilot zu nutzen, um ihre Karriere nach dem Rauswurf wieder auf Kurs zu bringen.
Was als motivierende Botschaft gedacht war, wirkte auf viele wie Hohn. Turnbull sprach von „herausfordernden Zeiten“ und „Karriere-Coaching per KI“. Man solle sich am besten gleich drei Lebenslauf-Varianten generieren lassen – für AAA-Studios, Plattformbetreiber und Start-ups. Auch nette Nachrichten für alte Kollegen könne die KI gleich mitformulieren. Klingt wie ein modernes Märchen – ist aber für viele Betroffene ein blanker Zynismus.
Denn was bleibt bei solchen Tipps hängen? Richtig: Erst entlässt man Personal, um künftig auf KI zu setzen, und empfiehlt dann dieser entlassenen Belegschaft, sich doch bitte direkt der KI zu bedienen, um wieder Arbeit zu finden.
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Die Brisanz hinter dem ungeschickten Karrieretipp: Genau jene KI, die Turnbull nun als Jobhilfe empfiehlt, war mitverantwortlich für die jüngsten Einschnitte im Unternehmen. Denn Microsoft fährt eine massive KI-Investitionsstrategie, bei der unter anderem Stellen eingespart werden, die künftig durch KI-gestützte Systeme ersetzt werden könnten.
So sollen laut einem Insiderbericht auch im Halo-Studio 343 Industries Spannungen herrschen, weil Microsoft versuche, "mit aller Kraft" menschliche Arbeitsplätze durch KI-Agenten zu ersetzen. Und während noch die Tränen vieler entlassener Entwickler nicht ganz getrocknet sind, lädt Microsoft bereits zur nächsten PR-Runde:
Kaum war der letzte Kündigungsschock verdaut, erhielten ausgewählte Third-Party-Studios eine Einladung zum „AI Roundtable“ auf der Gamescom 2025. Thema: Wie sich die Spieleentwicklung und das Publishing mit Hilfe von KI-Tools effizienter gestalten lassen. Timing? Suboptimal.
Während Microsoft also vordergründig von Effizienz spricht, sehen viele Brancheninsider den wahren Preis: den Verlust menschlicher Kreativität und Erfahrung. Genau dieser kreative Input, den Entwickler jahrzehntelang in ikonische Marken wie Forza, Halo oder Perfect Dark investierten, soll nun ausgerechnet von der Technologie ersetzt werden, die ihre Jobs gekostet hat.
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Microsoft macht kein Geheimnis daraus, dass generative KI eine zentrale Rolle in der Zukunft der Xbox Game Studios spielen soll. CEO Satya Nadella erklärte zuletzt, man wolle KI unter anderem für die Content-Erstellung, Kompatibilitätsupdates älterer Spiele und sogar als Spieler-Assistenz (Copilot for Gaming) einsetzen – der seit Mai in einer Beta-Version getestet wird.
Was auf dem Papier wie ein kluger Innovationsschub klingt, wirkt in der Realität angesichts der Entlassungen wie ein Tritt gegen den Stolz der Entwickler. Denn so viel Effizienz kann mitunter extrem unpersönlich und entmenschlichend wirken – gerade in einer Branche, die von Ideenreichtum, Authentizität und Leidenschaft lebt.
Technologische Innovation ist gut – doch sie darf nicht zum Ersatz für menschliches Talent verkommen. Der Versuch, entlassenen Entwicklern ausgerechnet die Technik als Trostpflaster zu präsentieren, die sie arbeitslos gemacht hat, ist nicht nur geschmacklos, sondern zeugt von einem gefährlichen Realitätsverlust.
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