AAA-Spiele werden immer umfangreicher, teurer und zeitintensiver. Ex-PlayStation-Manager Shawn Layden sieht darin eine Gefahr für Kreativität und Nachhaltigkeit der Branche - und plädiert für kürzere Spiele, kleinere Budgets und einen klareren Fokus.
100 Stunden und mehr gelten mittlerweile als Qualitätsmerkmal vieler Blockbuster-Titel. Publisher nutzen gigantische Umfänge, um steigende Preise zu rechtfertigen und Spielern ein möglichst „vollgepacktes“ Erlebnis zu versprechen. Doch genau dieser Ansatz stößt zunehmend auf Widerstand.
Ein wachsender Teil der Community empfindet überladene Spielwelten als künstlich gestreckt, Nebenaufgaben als austauschbar und den zeitlichen Anspruch als realitätsfern - insbesondere für Spieler, die Job, Familie und Gaming unter einen Hut bringen müssen.
Während Titel wie GTA 6 im kommenden Jahr voraussichtlich neue Maßstäbe bei Umfang und Budget setzen werden (kolportiert werden Entwicklungskosten zwischen einer und zwei Milliarden US-Dollar), hält Layden diese Spirale für hochriskant.
Im Character Select von GameRant beschreibt Layden die heutige AAA-Produktion als ein System, das sich kaum noch selbst kontrollieren kann. Er greift dabei zu einer historischen Analogie: Moderne Blockbuster-Spiele ähneln für ihn monumentalen Bauprojekten vergangener Jahrhunderte, die enorme Arbeitskraft verschlangen und über Jahrzehnte hinweg entstanden.
„Ich fürchte, wir haben aus dem AAA-Gaming eine Art Kathedralen-Business gemacht, und es kann einfach nicht weiter wachsen. Tatsächlich ist es wahrscheinlich schon zu weit gewachsen“, so Layden.
Sein Kernargument: Mit jeder neuen Konsolengeneration steigen die Kosten nicht linear, sondern sprunghaft. Von rund einer Million US-Dollar in der PS1-Ära ging es bis auf etwa 150 Millionen Dollar bei PS4-Titeln - Marketingkosten noch außen vor. Heute bewegen sich viele Projekte jenseits der 200-Millionen-Grenze.
https://2playerz.de/p/wenn-mario-auf-der-playstation-auftaucht-ist-das-die-apokalypse-shawn-layden-uber-exklusivtitelFür Layden liegt hier der eigentliche Schaden. Je teurer ein Spiel wird, desto geringer fällt die Bereitschaft aus, kreative Risiken einzugehen. Publisher setzen verstärkt auf etablierte Marken, bekannte Spielmechaniken und sichere Trends, um Investitionen abzusichern. Das Resultat: weniger Experimente, weniger Vielfalt und ein wachsender wirtschaftlicher Druck auf Entwicklerstudios.
Layden spricht deshalb offen von einer Bedrohung für die kreative Substanz der Branche. Nicht Technik oder Talent seien das Problem, sondern der Zwang, jedes Projekt größer, länger und teurer machen zu müssen als das vorherige.
Statt immer weiter aufzublähen, fordert Layden eine bewusste Verkleinerung. Spiele müssten nicht zwangsläufig gigantische Karten und hunderte Stunden Inhalt bieten, um erfolgreich zu sein. Entscheidend sei ein klarer Fokus auf das Kernerlebnis. Dieser Ansatz hätte direkte Auswirkungen auf die Budgets:
„Wir müssen an einen Punkt kommen, an dem Spiele wieder zweistellige Millionenbeträge kosten - nicht dreistellige.“
Kompaktere Produktionen würden aus seiner Sicht zudem kürzere Entwicklungszeiten ermöglichen. Anstelle von sechs oder sieben Jahren Wartezeit könnten neue Spiele oder Fortsetzungen bereits nach zwei bis drei Jahren erscheinen - ein Gewinn für Entwickler wie Spieler.
https://2playerz.de/p/sony-und-live-service-spiele-shawn-layden-kritisiert-das-geschaftsmodellBesonders deutlich wird Layden beim Thema Spielzeit. Für ihn ignorieren viele moderne Titel die Lebensrealität ihrer Zielgruppe. Das Durchschnittsalter der Gamer liegt heute in den 30ern - Zeit ist damit ein knappes Gut.
„Ich hätte gerne Spiele, die 20 bis 25 Stunden Spielzeit bieten“, erklärt Layden.
Titel mit 80 oder 90 Stunden Umfang seien für viele schlicht nicht mehr zu bewältigen. Als Beispiel nennt er Red Dead Redemption 2, das er eigenen Angaben zufolge nie begonnen habe, weil er die dafür nötige Zeit nicht aufbringen könne.
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